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Über 25 Jahre nach Abschluss seiner Promotion im Georgianum durften wir Christiaan Keller OCSO nun wieder bei uns im Haus willkommen heißen – und ließen uns von seinem Vortrag in die Klosterwelt der Sint-Sixtusabdij in Westvleteren einladen. Anschaulich entfaltete er die geschichtliche Entwicklung des Trappistenordens auf der stets erneuten Suche nach dem Wesentlichen, angefangen bei der bis heute befolgten Regel des hl. Benedikt (480-547), über die 1098 von Cîteaux ausgehende Reformbewegung, Clairveaux (1115), die Trappistenreform von Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé (1626-1700) bis hin zu den ab den 60er Jahren des 20. Jahrunderts einsetzenden Bemühungen, den lokalen Gegebenheiten stärker Rechnung zu tragen. Dieser suchende Reformelan prägt bis heute den gemeinschaftlichen wie persönlichen geistlichen Lebensentwurf der Trappisten: Gott gilt es wie einen Kontinent zu suchen und immer weiter zu entdecken. Allein diesem Ziel dienen die scheinbar so strengen Rahmenbedingungen ihres Lebens, die Christiaan uns ebenfalls vorstellte: enges Gemeinschaftsleben, in dem man sich der eigenen Fehler wie denen der Anderen früher oder später bewusst wird und so in Demut wächst; 4,5 h tägliches gemeinsames und zusätzliches persönliches Gebet; 6h Arbeitszeit, überwiegend Handarbeit; „Lectio divina“ als lebenslanges Studium; Gehorsam als ein auf- und füreinander Hörenlernen; Conversatio morum als beständige Umkehr zum Evangelium; äußeres Schweigen und Einsamkeit zur Eröffnung der inneren Fülle und Gemeinschaft; einfacher Lebensstil und vegetarische Ernährung. 

Getreu der Benediktsregel spiegelt sich diese Offenheit gegenüber Gottes Einladung umgekehrt auch in herzlicher Gastfreundschaft wider, die von vielen Besuchern auf der Suche nach friedlicher äußerer wie innerer Stille bei „Gott“ angenommen wird. 

Noch größeren und regelmäßigeren Zuspruchs erfreut sich aber wohl das selbstgebraute Trappistenbier, das von der US-Webseite www.RateBeer.com mehrmals unter 180.000 Bieren weltweit als das beste ausgezeichnet wurde: https://www.nzz.ch/wirtschaft/das-beste-bier-der-welt-wird-von-belgischen-moenchen-gebraut-ld.1519257

Angesichts der kaum noch zu stillenden weltweiten Nachfrage passte es da gut, dass das Sonntagsevangelium von der Hochzeit zu Kana sich auch genau dieses Problems annahm. Mit seiner Primizpredigt veröffentlichte Christiaan so gewissermaßen Jesu Geheimrezept der geistlichen Braukunst: den Wandel vom Kreisen um das eigene Ego zur Hinwendung zum Anderen – ein lebenslanger Gärungsprozess, der eben darum aber auch Freude in Fülle beschert.